Liebe Leser*innen,
herzlich willkommen zur 43. Ausgabe des AK Rohstoffe Newsletters!
Ein bitterer Rückschlag für Menschenrechte und Umwelt: das BAFA wurde durch das Wirtschaftsministerium angewiesen, die Berichtspflichten der Unternehmen nicht mehr zu kontrollieren. Währenddessen wird auf EU-Ebene der „Omnibus“-Vorschlag diskutiert, der vorsieht die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) zu verwässern. Das BMZ hat seinen neuen Aktionsplan vorgestellt und angekündigt, die Zusammenarbeit mit der deutschen Industrie zu vertiefen. Gleichzeitig droht die Gefahr, dass Vertreter*innen der Zivilgesellschaft nur noch eingeschränkt Gehör finden.
Die Nachrichten drehen sich beständig um Handelskrieg, Aufrüstung und Abhängigkeiten von China. Paralell wurde Mehrfach über Bergbaukatastrophen berichtet. In Indonesien starben Arbeiter*innen in Nickel und Kupferminen durch Lawinen. In Chile stürzten Tunnel der zweitgrößten Kupfermine ein. In Sambia brach ein Rückhaltebecken und spülte 50 Millionen Liter toxischer Abwässer in die anliegenden Flüsse. Im Angesicht dieser Katastrophen und geopolitischen Spannungen, ist es Zeit die Debatte um eine globale gerechte sozial-ökologische Rohstoffwende, in der Kreislaufwirtschaft und Reduktion eine wichtige Säule sind, zu stärken. Menschenrechte und Natur zu schützen und Konflikten entlang von Lieferketten vorzubeugen.
Hoffnung geben zahlreiche Widerstände gegen menschenrechtliche und ökologische Risiken. Nach Massenprotesten hat das ecuadorianische Umweltministerium die Lizenz für das Loma Larga Projekt zurückgezogen, welches das örtliche Wasserreservat gefährdet. In Panama erklärte die Regierung, die Cobre Panama Mine nicht wieder zu eröffnen, obwohl das kanadische Unternehmen auf Gewinneinbußen klagt. In Portugal wurde das Barroso Projekt, welches als Strategisches Projekt ausgewählt ist, vom UN Komittee aufgrund fehlender Beteiligung der Gemeinden bei der Genehmigung gerügt.
Im Fokus-Artikel lesen Sie zur aktuellen Situation von Michael Reckordt.
Die AK Wintertagung findet in diesem Jahr am 25.11.2025 in Berlin statt, um über aktuelle Themen zu debattieren. Eine Anmeldemöglichkeit erhalten Sie über den AK Rohstoffe-Verteiler.
Solidarische Grüße aus dem Koordinierungsbüro
Constantin Bittner & Jules Strahlmann
FOKUS: Rohstoffe nicht von der Mine, sondern von der Gesellschaft her denken
Dem langjährigen deutschen Streben nach Rohstoffpartnerschaften mit Abbauländern und enger Abstimmung zwischen Politik und Industrie liegt ein Denkfehler zugrunde, schreibt Michael Reckordt. Der Rohstoffreferent von PowerShift argumentiert: Aus der Abhängigkeit von China und anderen Exporteuren führen langfristig nur Kreislaufwirtschaft und ein Ende der Verschwendung.
von Michael Reckordt, PowerShift
veröffentlicht am 27.08.2025 / gekürzte Fassung 01.10.2025
Im Jahr 2005 organisierte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) den ersten Rohstoffkongress, damals mit Eröffnungsrede von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die Politik nahm sich der Forderung nach einer Erhöhung der „Versorgungssicherheit“ an. 2010 präsentierte die schwarz-gelbe Regierung die deutsche Rohstoffstrategie, passenderweise auf dem dritten BDI-Rohstoffkongress.
Diese Strategie liest sich wie eine abgearbeitete Wunschliste der Industrieverbände, inklusive eines Explorationsförderprogramms, des Ausbaus der Außenwirtschaftsförderung, bilateraler Rohstoffpartnerschaften und vieler neuer Handelsabkommen. Die Politik versprach der Industrie einen verbesserten Zugriff auf Rohstoffe und die Industrie quittierte das dankbar. Kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft? Waren im Prozess weder eingebunden noch öffentlich wahrnehmbar.
Bisherige Rohstoffpolitik zementiert Abhängigkeit
In der überarbeiteten Rohstoffstrategie von 2017 gelang es Umweltverbänden und Hilfswerken immerhin, den Anliegen ihrer Partner in den Abbauländern Gehör zu verschaffen: So fand sich zumindest ein eigenständiges Kapitel zu Nachhaltigkeit und Transparenz im Rohstoffsektor. An der grundlegenden Ausrichtung der deutschen Rohstoffpolitik änderte sich jedoch seit 2010 nichts – sie blieb weiterhin einseitig auf die Interessen einzelner Industriezweige zugeschnitten. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sprach folgerichtig von einem „guten Instrumentenkasten“ und zeigte sich zufrieden. Doch was für bestimmte Branchen gut funktionierte, entpuppte sich für die Gesamtwirtschaft insgesamt als Sackgasse, da die Abhängigkeit von China hoch blieb.
Maßloser Verbrauch
Wer jetzt erneut fordert, die Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft zu vertiefen, ohne dabei Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften gleichermaßen einzubeziehen, läuft Gefahr, diese Fehler zu wiederholen – diesmal unter verschärften geopolitischen Bedingungen. Denn klar ist: Chinas Stärke im Rohstoffsektor ist kein Zufallsprodukt. Mit langfristiger Planung, gezielten Investitionen und strategischem Protektionismus hat Peking dafür gesorgt, dass westliche Länder nicht aus der Abhängigkeit entkommen. Der Wettbewerbsvorteil ist systematisch erarbeitet und wird mit aller Konsequenz verteidigt.
Die Vorstellung, Europa könne allein über Handelsabkommen oder „strategische Partnerschaften“ eine gleichwertige Position erlangen, ist naiv. Auch das Anlegen von Reserven könnte im Ernstfall stockender Rohstofflieferketten allenfalls für wenige Monate Abhilfe schaffen. Das zeigen auch Erfahrungen aus Südkorea und Japan.
Zur Problemanalyse gehört dazu, dass nicht nur die fehlende Reaktion auf Chinas Politik problematisch ist, sondern auch der viel zu hohe Verbrauch und die Verschwendung von Rohstoffen in Deutschland. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von vielen Spezialmetallen beträgt nur wenige Jahre. Einweg-E-Zigaretten, überdimensionierte Autos oder Verpackungsmüll spielen dabei eine Rolle, wie auch geplante Obsoleszenz oder fehlende Reparaturfähigkeit.
Vorbild Lieferkettengesetz
Dass es ein Irrweg ist, Rohstoffpolitik ausschließlich „von der Mine bis zum Ministerium“ zu denken, zeigt ein Gegenbeispiel der letzten Jahre: das Lieferkettengesetz. Es ist das Ergebnis beharrlicher Arbeit von Gewerkschaften, Kirchen, Zivilgesellschaft und einer mutigen Politik. Erstmals verpflichtet es Unternehmen verbindlich, ihre globalen Lieferketten auf Risiken für Menschenrechte und Umwelt zu überprüfen.
Diese systematische Analyse hat, wie Vertreter*innen unterschiedlicher Branchen gegenüber PowerShift immer wieder betonen, nicht nur mehr Transparenz geschaffen, sondern auch wertvolle Informationen für die Unternehmen selbst geliefert. So lassen sich einseitige Abhängigkeiten – etwa von chinesischen Zulieferern – frühzeitiger erkennen und verringern. Ohne diesen gesetzlichen Rahmen stünden viele Firmen vermutlich noch immer so ahnungslos da wie in den 2010er-Jahren. Bemerkenswert ist, dass das Lieferkettengesetz trotz massiver Widerstände durchgesetzt wurde – gegen die Lobbykraft der Industrie, einschließlich des BDI.
Deutsche Rohstoffpolitik
ZDF Heute: Rohstoffe – Wie abhängig Deutschland ist (21.07.25)
„Wir sind bei fast allen Rohstoffen, außer Sand und Kies, sowie Braunkohle und Salzen, nahezu vollständig abhängig von Importen”, sagt Sandro Schmidt vom BGR. (…) das reine Vorhandensein großer Lagerstätten von Eisenerz, Steinkohle oder auch Seltenen Erden reiche nicht aus: “Es muss ein Konsens für den Abbau von Rohstoffen in der lokalen Bevölkerung vorliegen. Es müssen sowohl Geldgeber und Produzenten als auch Abnehmer vorhanden sein, es müssen Fachkräfte vorhanden sein und, und, und. Das ist ein riesiger Blumenstrauß““
table briefings: Rohstoffabhängigkeit – Deutschlands Risiko beim Rüstungsboom (30.08.25)
„Für Panzer, Munition und Hightech-Systeme benötigt die Rüstungsindustrie 39 kritische Rohstoffe, wie das Joint Research Centre der Europäischen Kommission analysiert hat. Dazu gehören Aluminium für Kriegsschiffe, Germanium für Infrarot-Sensoren, seltene Erden für Antriebssysteme von Jets und Drohnen sowie Wolfram für panzerbrechende Munition. Die Nato stufte zuletzt zwölf Rohstoffe als besonders wichtig für die Verteidigungsindustrie ein. Bei mehr als der Hälfte davon ist China der führende Hersteller. (…) Die Rohstoff- und U-Boot-Allianzen mit Kanada markieren einen Wendepunkt. Nach Jahren der China-Abhängigkeit setzt Berlin auf Diversifizierung mit konkreten Industriepartnerschaften. (…) Für Deutschland und Kanada geht es bei der neuen Handelsstrategie um weitaus mehr als die Rüstungsbranche. Die „Critical Minerals Strategy 2024“ des nordamerikanischen Landes wird zum Fundament für die neue deutsche Rohstoffstrategie.“
Handelsblatt: Deutsche Wirtschaft drängt zu mehr Tempo bei Rohstofffonds (19.08.25)
„Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Legislaturperiode einen Rohstofffonds aufgelegt, der deutsche Unternehmen bei der Erschließung neuer, eigener Bezugsquellen außerhalb Chinas unterstützen soll. Dieser sieht vor, dass sich der Bund mittels der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an den Projekten beteiligen oder diese finanziell unterstützen kann. (…) Fast ein Jahr später ist jedoch noch kein einziges Projekt finanziert. Dabei ist das Interesse groß. (…) Denn erst seit Juli ist überhaupt klar, welche Wirtschaftsberatung für die Due Diligence, also die Überprüfung der Projekte, zuständig ist.“
Zeit: Seltene Erden – Deutschland und Kanada wollen Rohstoffabkommen schließen (26.06.25)
„Das Abkommen regelt eine engere Zusammenarbeit bei der Verarbeitung, dem Raffinieren und dem Recycling von seltenen Rohstoffen wie Lithium, Kupfer, Wolfram, Gallium, Germanium oder Nickel. Gemeinsame Projekte sollen durch öffentliche und private Investitionen vorangetrieben werden. Außerdem sieht das Abkommen vor, Forschungskooperationen und gemeinsame Projekte deutscher und kanadischer Unternehmen zu fördern.“
spektrum: Lithium aus Deutschlands Tiefenwässern (11.09.25)
„Landau in der Pfalz. Für ein Geothermiekraftwerk fördert die Firma Vulcan Energy dort über eine Bohrung 160 Grad heißes Wasser aus tiefen Sandsteinschichten. Doch das Wasser ist nicht nur heiß, es enthält pro Liter auch rund 180 Milligramm Lithium, was das Unternehmen ebenfalls nutzen möchte. Dazu wird zunächst in Landau Lithiumchlorid gewonnen. Im Frankfurter Industriepark Höchst wird es weiter verarbeitet zu Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM), das als Vorprodukt an die Herstellung von Elektroauto-Batterien verkauft werden soll. Die Genehmigung für den Bau einer Produktionsanlage im Industriemaßstab liegt seit September 2025 vor.“
Bloomberg: Bund plant 100-Milliarden-Fonds für Energie und Rüstung (06.08.25)
„Der geplante “Deutschlandfonds” soll gezielt internationale Investoren wie Risikokapitalgeber und Family Offices anziehen, um mit privaten Geldern staatliche Mittel zu hebeln. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums soll der Fonds zunächst mit mindestens 10 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln starten. Das angestrebte Gesamtvolumen beläuft sich auf das Zehnfache. (…) Die genaue Herkunft der staatlichen Mittel ist laut Ministerium Gegenstand laufender Gespräche mit dem Bundesfinanzministerium und der staatlichen Förderbank KfW. Aussagen zur Struktur, Strategie oder zum Zeitplan des Fonds wurden bislang nicht gemacht. (…) Ein unter der früheren Regierung von Kanzler Olaf Scholz aufgelegter Rohstofffonds, der Investitionen in strategische Bergbauprojekte im In- und Ausland vorsah, soll in die neue Struktur überführt werden…“
Deutsche Unternehmen und Verbände
heise: Zähne gezogen – Wirtschaftsministerium schafft Lieferkettengesetz faktisch ab (28.09.2025)
„Diese faktische Entkernung folgt auf den Kabinettsbeschluss von Anfang September zur Novelle des Gesetzes. Der umstrittene Regierungsentwurf sieht vor, die Bürokratie radikal einzudämmen, was Schwarz-Rot prinzipiell schon im Koalitionsvertrag vereinbart hat. Die Pflicht für Unternehmen, detaillierte Jahresberichte über ihre Sorgfaltspflichten zu erstellen, soll ersatzlos und rückwirkend abgeschafft werden. Neun von dreizehn möglichen Bußgeldtatbeständen werden den Plänen zufolge aus dem Katalog der Ordnungswidrigkeiten gestrichen. Um die Unternehmen sofort zu entlasten, hat das Haus von Reiche der Exportbehörde nun vorgegeben, Unternehmensberichte ab sofort gar nicht mehr zu prüfen. Ferner wird die Bafa entsprechend dem geplanten, aber noch gar nicht vom Bundestag verabschiedeten Gesetz laufende Bußgeldverfahren einstellen und keine neuen eröffnen, die auf den gestrichenen Tatbeständen beruhen.“
ZDF Heute: Engpässe bei seltenen Erden – Deutsche Industrie schlägt Alarm (11.06.25)
„Mercedes-Benz versucht, weniger seltene Erden einzusetzen und prüft alternative Lieferketten. Noch sieht der Konzern keine direkten Produktionseinschränkungen. Genau wie Mercedes-Benz ist Bosch über Zulieferer betroffen und beobachtet die Lage in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern. (…) “Die Versorgungslage ist weiterhin kritisch”, bestätigt das Fraunhofer IWKS. Deutschland sei bei der Magnetproduktion “fast vollständig” von China abhängig. Recycling werde zwar ausgebaut, könne aber maximal 20 Prozent des Bedarfs decken. Auch Ersatzstoffe seien meist schwerer, größer oder leistungsschwächer“
der Freitag: Giftschlamm tötet Arbeiter – Wie deutsche Elektroautos in Indonesien Menschenleben kosten (02.08.25)
„BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen verweisen in ihren Antworten auf ihre Batteriezellenzulieferer, da sie Nickel für Batterien nicht selbst beschaffen. Die Namen seiner Zulieferer verrät aber nur BMW: Samsung SDI, CATL und EVE. Den drei Konzernen sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung durch den Nickelabbau in Indonesien bekannt. (…) Nickel für E-Akkus muss hochrein sein und ist entsprechend teuer. Volkswagen-Vorstand Thomas Schmall fordert daher günstige Rohstoffe: „Der Weg zum bezahlbaren E-Auto für alle führt nicht zuletzt über wettbewerbsfähige Kosten für Batterierohstoffe wie Lithium oder Nickel.“ Hier kommt Indonesien auf den Plan. Innerhalb kürzester Zeit ist das Land zum weltgrößten Nickelproduzenten aufgestiegen. Um dem berüchtigten Rohstofffluch zu entkommen und mehr Kapital aus seinen Bodenschätzen zu schlagen, verhängte das Land 2020 ein Exportverbot auf Nickelerze.“
Berliner Zeitung: 43 Millionen Tonnen Lithium in Sachsen-Anhalt entdeckt – „Kritischer Rohstoff“ für E-Autos (28.09.25)
„Im August war in der Altmark ein Pilot-Experiment zur direkten Lithiumextraktion durchgeführt worden. Aus dem Tiefenwasser wurde demnach batteriefähiges Lithium hergestellt. Zudem läuft seit Mitte September ein weiterer Pilotversuch. Die Altmark ist allerdings nicht Deutschlands einzige Region mit Lithium-Vorkommen. Laut dem Bundeswirtschaftsministerium sieht man auch im Erzgebirge, am Oberrheingraben und in Teilen Norddeutschlands Potenzial zur Rohstoffgewinnung. Gesellschaftlich und politisch gibt es allerdings auch Widerstände wegen Bedenken hinsichtlich möglicher Umweltbelastungen.
Merkur.de: China behält wichtigen Rohstoff für sich – „Blankes Entsetzen in der Industrie“ (27.09.25)
„Für die deutsche Industrie war das ein harter Schlag: Germanium ist ein chemisches Element und zählt zu den Halbleitern. Es wird unter anderem als Nebenprodukt bei der Verhüttung von Zink gewonnen. 83 Prozent der Produktion liegen dabei in chinesischen Händen, berichtet das Handelsblatt. Germanium kommt bei Glasfaserkabeln, Hochfrequenztechnik und Röntgendetektoren zum Einsatz. Besonders wichtig ist das Element aber in der Rüstungsindustrie, wo es beispielsweise in Nachtsichtgeräten eingesetzt wird. Und genau in der Rüstungsindustrie wird gerade in Europa die Produktion hochgefahren; die Nachfrage nach Germanium steigt.“
ZDF Heute: Nickelwerk vertuschte jahrelang Krebsgefahr (16.09.2025)
„Den hiesigen Autokonzernen sind Probleme wie Luft- und Wasserverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen und Arbeitsunfälle beim Abbau von Nickel oder Kobalt bekannt. Dennoch dominieren weiterhin nickel- und kobalthaltige E-Auto-Batterien den europäischen und den US-Markt. Insbesondere der Bedarf nach Nickel, das für hohe Reichweite sorgt, soll mit der wachsenden Nachfrage nach E-Autos Prognosen zufolge steigen. Eine gemeinsame Recherche von ZDFfrontal, OCCRP, The Gecko Project und der Deutschen Welle hat aufgedeckt, dass ein Nickelwerk in Indonesien offenbar jahrelang eine Wasserkontaminierung mit dem krebserregenden Schwermetall Chrom 6 vertuscht hat.“
Nabu: Rohstoffgewinnung gefährdet die biologische Vielfalt (04.25)
„Diese Vorgaben [des Critical Raw Material Acts] machen den Abbau metallischer Rohstoffe in Deutschland wahrscheinlicher. Die lokale Rohstoffgewinnung bietet das Potenzial, dem sogenannten „burden shifting“, der Verlagerung von produktionsbedingten Umweltbelastungen in andere Länder, vorzubeugen und einen Beitrag zur globalen Gerechtigkeit zu leisten. Zudem könnten die Rohstoffe nach hohen Umwelt- und Sozialkriterien gewonnen werden. Dennoch: Der Rohstoffabbau ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden und bisher sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen naturverträglichen Abbau nicht ausreichend gegeben.“
Tagesschau: Verstoß gegen Recycling-Pflichten – Spanische Behörde sanktioniert Volkswagen (16.06.25)
„Statt reale Informationen über den Verbleib seiner Altfahrzeuge zu dokumentieren, habe VW nur “theoretische Daten” angegeben und damit seine Berichterstattungspflichten verletzt. Außerdem habe das Unternehmen die Kosten der Entsorgung seiner Fahrzeuge nicht ordnungsgemäß dokumentiert. Die Prüfer halten fest: “Damit kommt das Unternehmen seiner erweiterten Verantwortung als Fahrzeughersteller nicht nach.” […] Ein Teil der Fahrzeuge landet offenbar auf illegalen Demontagehöfen. Eine Studie des Umweltbundesamtes enthält die Schätzung, dass die unsachgemäße Entsorgung dort zu Umweltverschmutzungen führt. Demnach werden Böden mit Altöl verunreinigt und Kältemittel aus Klimaanlagen freigesetzt. Der andere Teil der verschwundenen Fahrzeuge wird mutmaßlich in Drittländer exportiert, vor allem nach Afrika“
Europäische Rohstoffpolitik und Unternehmen
Stern: EU und Indonesien unterzeichnen Handelsabkommen – Industrie hofft auf Rohstoffe (23.09.25)
“Indonesien ist für seine Ausfuhrzollpolitik bekannt und wird sie in einem gewissen Ausmaß auch beibehalten”, erklärte ein EU-Beamter am Dienstag. Die EU sichere sich im Rahmen des Abkommens aber eine “Vorzugsbehandlung”. Eine Reihe von Ausfuhrzöllen werde für europäische Unternehmen halbiert. (…) Die EU hatte in den vergangenen Jahren bei der Welthandelsorganisation (WTO) Beschwerde gegen ein indonesisches Ausfuhrverbot für Nickel-Erze eingereicht und Recht bekommen, ein Berufungsverfahren zieht sich noch hin. Trotz des nun unterzeichneten Abkommens werde die EU an ihrer Beschwerde festhalten, sagte ein EU-Beamter in Brüssel. Es gebe weiter “Meinungsverschiedenheiten”, solange Indonesien an Exportbeschränkungen festhalte.“
Wirtschaftsdienst: Strategische Rohstoffe in der EU – Was bringen die Partnerschaften mit Drittländern? (25.7.25)
„Westliche Aktiengesellschaften, die langfristige Risiken wie den Rohstoff-Abbau eingehen und überwiegend in privater Hand liegen, müssen hohe Kapitalerträge erwirtschaften, um Investoren zu finden (…). Langfristig orientierte, riskante Großinvestitionen sind unter diesen Umständen kaum finanzierbar. (…) Aus Sicht ärmerer Rohstoff-Förderländer, die unabhängiger von China werden wollen, machen EU-Infrastrukturgelder die Partnerschaften attraktiver (…). Rohstoffpartner [nehmen] die EU häufig als Akteur wahr, der hohe Nachhaltigkeitsanforderungen stelle, aber kaum europäische Unternehmen für konkrete Investitionen in ihrer Bergbau- und Verarbeitungsindustrie fände (…) Speziell mit kanadischen Unternehmen lohne sich die Zusammenarbeit in Drittländern, da dort bereits viele kanadische Bergbaufirmen aktiv seien und über lokale Kenntnisse verfügten.“
Handelsblatt: Seltene Erden aus China – So will die EU deutschen Firmen helfen (04.07.25)
„Die EU-Kommission hat ein neues Verfahren eingerichtet, das europäischen Unternehmen in der aktuellen Rohstoffkrise helfen soll. (…) Unternehmen, die besonders dringend auf Lieferungen warten, [sollen] ihr Anliegen in ein neues Tool eintragen. Die EU-Kommission bekommt damit einen besseren Überblick darüber, welche Unternehmen betroffen sind. Sie will die Fälle dann anonymisiert in den Gesprächen mit der chinesischen Seite thematisieren und so den Druck erhöhen, dass diese schnell genehmigt werden. (…) Peking hatte die Exportkontrollen im April als Reaktion auf den Zollstreit mit den USA verschärft.“
Netzpolitik: Kritische Rohstoffe und Menschenrechte – „Ursula von der Leyen muss Wort halten“ (08.05.25)
„…das EU-Lieferkettengesetz [war] immer als Fundament gedacht und nicht als Decke, also als Minimalstandard, den die Mitgliedstaaten mit eigenen Gesetzen weiterentwickeln können. Jetzt sollen Teile der Richtlinie explizit als Maximalstandard festgelegt werden. […] Das Gesetz darf auf keinen Fall den Kern der Lieferkettenrichtlinie aushöhlen, sondern sollte nur Berichtspflichten vereinfachen. Statt die Regeln schon vor dem Start rückabzuwickeln, sollten EU und Mitgliedstaaten Unternehmen besser bei der Umsetzung unterstützen. Das kann zum Beispiel mit Richtlinien und Auslegungshilfen geschehen, die zeigen, wie die Sorgfaltspflichten praktisch umzusetzen sind.“
Surplus: Ein norwegischer Fjord im Zentrum europäischer Rohstoffpolitik (27.09.25)
„Mit dem Bergbauschlamm ist der aus dem geplanten Kupferbergbau entstehende toxische Schlamm gemeint, den das norwegische Unternehmen Nussir ASA in den geschützten Repparfjord ablassen möchte. Das sogenannte Mine Waste Dumping ist nur in zwei Ländern weltweit erlaubt, und Norwegen – es mag der allgemeinen Reputation des Landes widersprechen – gehört dazu.[…] Bei FPIC handelt es sich nicht um beliebige Sonderrechte, sondern um allgemein geltende Menschenrechte – festgelegt in der Konvention Nr. 169 der Internationalen Organisation für Arbeit (ILO), das als einziges internationales Rechtssystem zum Schutz der Rechte Indigener gilt. Norwegen hatte es als eines der ersten Länder ratifiziert und wäre demnach als Staat verpflichtet gewesen, die betroffenen Sámi zu konsultieren und FPIC umzusetzen. Theoretisch könnten die Sámi dieses Recht auf internationaler Ebene einklagen, ein Ergebnis wäre aber nur eine Rüge. Nationale Gerichte in Norwegen hingegen könnten das Projekt stoppen, Genehmigungen für nichtig erklären oder Entschädigungen zusprechen.“
Deutschlandfunk: Batterien für E-Autos – Schlüsseltechnologie mit Nebenwirkungen (16.09.25)
„In Europa entstehen derzeit immer mehr Recyclinganlagen für alte Lithium-Ionen-Batterien. Diese Anlagen zerlegen die Batterien zunächst in ihre Bestandteile und gewinnen dann in großen Fabriken wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Nickel oder Kobalt zurück. Bis 2026 sollen die Kapazitäten laut Fraunhofer-Institut auf rund 330.000 Tonnen pro Jahr steigen. (…) Die EU hat 2024 ihre Industrieemissionsrichtlinie überarbeitet und erstmals auch die Batteriezellproduktion einbezogen. In Zukunft sollen auf EU-Ebene für alle Werke Referenzberichte zur „besten verfügbaren Technik“ erstellt werden. Laut UBA-Experte Christian Lehmann ist das aber schwierig, weil sich die Branche und ihre Prozesse so schnell entwickeln: Neue Zellchemien, Elektrolyte und Produktionsverfahren entstehen ständig, feste Standards gibt es bisher kaum europaweit und weltweit.“
Tagesschau: Chinas – Exportbeschränkungen – Wie Unabhängigkeit bei seltenen Erden gelingen könnte (23.09.25)
„Auch der Maschinenbau ist von seltenen Erden abhängig. Ein Blick nach Pforzheim, zur Firma Stöber Antriebstechnik. Geschäftsführer Rainer Wegener stellt mit seinem Team Industriemotoren her und benötigt dafür Neodym – eine der 17 seltenen Erden – verbaut in Form kleiner Magnete. Sie sorgen dafür, dass die Motoren maximal effizient arbeiten und sind im Vergleich zu älteren Modellen ohne Neodym viermal kleiner, bei gleicher Leistung. Stöber ist auch von den Exportbeschränkungen betroffen. Die im März bestellten Magnete aus China sind bis heute nicht angekommen.“
Metalle in der Energie- und Mobilitätswende
klimareporter: “In Afrika läuft ein Wettrennen um Rohstoffe für die Energiewende”(23.07.25)
„… viele der chinesischen Kredite, etwa im Rahmen der Seidenstraßeninitiative, sind zwar sogenannte Konzessionskredite und kommen daher zu vergleichsweise günstigen Konditionen. Trotzdem haben sie zu hoher Verschuldung vieler afrikanischer Länder geführt. Ähnlich wie der globale Norden trägt China dazu bei, dass Länder des Südens in einer Schuldenfalle landen. Allerdings besteht in Afrika die Chance, fossile Pfade zu überspringen und direkt in erneuerbare Energien wie Wind und Sonne zu investieren. Neue Schulden sollten genau diesen Technologiesprung ermöglichen. (…) Greenpeace hat keine offizielle Position zum Thema Schulden, aber die Zivilgesellschaft diskutiert intensiv über eine neue globale Schuldenarchitektur, etwa durch eine UN Schuldenkonvention. Das Ziel wäre, multilaterale Entwicklungsbanken, bilaterale und privatwirtschaftliche Schulden neu zu denken.“
Zeit: China wirft ausländischen Geheimdiensten Schmuggel Seltener Erden vor (18.07.25)
„Demnach sollen die Geheimdienste Menschen in China angewiesen haben, Pakete falsch zu deklarieren, um eine Ausfuhrkontrolle zu umgehen. Auch seien die Metalle in anderen Produkten wie Plastikpuppen oder Wasserflaschen versteckt worden. (…) Im Handelsstreit mit den USA hatte China Kontrollen für den Export von sieben Seltenen Erden und daraus gefertigten Magneten eingeführt. Die chinesische Regierung begründete die Maßnahme damit, dass es sich bei den Rohstoffen um Güter für zivile, aber auch militärische Zwecke handle. Firmen mussten seitdem in einem aufwendigen Antragsprozess detailliert deren Endnutzung nachweisen.“
WWF: Metalle und Minerale für die Transformation (23.05.25)
„[Im Projekt „Responsible Mining“ der Internationalen Klimaschutzinitiative] arbeitet der WWF Deutschland gemeinsam mit dem WWF Sambia, dem WWF Zimbabwe und der Zimbabwe Environmental Law Association (ZELA) daran, zivilgesellschaftliche Organisationen, lokale Gemeinschaften und traditionelle Führer:innen dazu zu befähigen, Umweltstandards und Vorteilsausgleich in der Wertschöpfungskette von Mineralen zu beeinflussen und durchzusetzen.“
heise: Studie – Abraum aus US-Minen enthält über 70 kritische Rohstoffe wie Lithium (24.08.25)
„in den 54 derzeit aktiven Minen in den USA [ist] das Potenzial für die Rückgewinnung von über 70 kritischen Rohstoffen sehr hoch […] Es steckt zum Beispiel genug Lithium in einem Jahr US-Minenabfällen, um Batterien für etwa 10 Millionen Elektrofahrzeuge herzustellen. Auch Mangan ließe sich in relevanter Menge aus dem Abraum extrahieren. […] Selbst eine Rückgewinnungsrate von 1 Prozent würde demnach die Abhängigkeit von Importen für die meisten Elemente „substanziell reduzieren“. Eine Rückgewinnung von 4 Prozent Lithium würde die derzeitigen Importe vollständig ausgleichen.
Deutschlandfunk: Grüner Kolonialismus Energiewende auf Kosten des Globalen Südens? (03.05.25)
„In Marokko verlieren Nomaden ihr Land an riesige Solarparks, die Strom für Europa liefern sollen. In Indien werden Dörfer für Photovoltaikprojekte verdrängt, in Kenia müssen Massai Geothermieanlagen weichen. Auf der indonesischen Insel Halmahera zerstört Nickelabbau den Lebensraum indigener Jäger und Sammler – für Batterien in unseren E-Autos. Drei zentrale Argumente zeigen, warum in diesem Zusammenhang von „grünem Kolonialismus“ gesprochen wird: Erstens bestimmt technisches Wissen aus dem Norden die internationale Klimapolitik, lokale Erfahrungen spielen kaum eine Rolle. (…) Zweitens verläuft die Zusammenarbeit oft ungleich: Kapital und Technik kommen aus dem Norden. Rohstoffe, Land und Arbeit aus dem Süden. Drittens entstehen viele Projekte wie Staudämme oder Windparks genau dort, wo indigene Gruppen leben.“
WirtschaftsWoche: Trotz großer Nachfrage Preise für Batterie-Rohstoffe fallen teils deutlich (21.05.25)
„Die Preise für Lithium seien zwischen 2021 und 2022 noch um das Achtfache gestiegen – seit 2023 gingen sie hingegen um über 80 Prozent zurück. Auch für Graphit, Kobalt und Nickel seien die Preise rückläufig. Das deutlich erhöhte Angebot stemmten laut IEA drei Länder: mehr Cobalt aus der Demokratischen Republik Kongo, mehr Nickel aus Indonesien und mehr Graphit sowie seltene Erden aus China. Die drei Staaten festigten damit ihre Marktmacht beim Rohstoffabbau. (…) China nimmt derweil nicht nur beim Abbau und der Verarbeitung vieler Metalle eine Führungsrolle ein, sondern auch beim Recycling. Zwei Drittel des Wachstums beim Batterie-Recycling fanden seit 2020 dort statt.“
Deutsche Welle: Wie kritische Rohstoffe Instabilität in Afrika schüren (19.09.25)
“Ohne Afrika würde die weltweite Energiewende kaum vorankommen: Kritische Rohstoffe werden in 31 der 54 afrikanischen Länder abgebaut. Südafrika, Nigeria und Marokko verfügen über die größte Vielfalt an Vorkommen, während Guinea gemessen an der Fördermenge führend ist. (…) “Wenn wir heute ein regionales Abkommen zur Rohstoffförderung hätten, könnte das ein stabilisierender Faktor sein”, sagt Jimmy Munguriek, Jurist und Landesdirektor der NGO Resource Matters in der Demokratische Republik Kongo.“
Rosa Luxemburg Stiftung: Die Ukraine nach dem Rohstoff-Deal (20.06.25)
„Als Reaktion auf diesen Druck und um Investitionen anzuziehen, hat die Ukraine umfassende Deregulierungen im Bergbausektor vorgenommen. Neue Gesetzesänderungen vereinfachen insbesondere den Zugang zu Bodenschätzen, indem sie die Zustimmungspflicht lokaler Behörden sowie weiterer staatlicher Instanzen weitgehend abschaffen. Diese Maßnahmen bergen die Gefahr, lokale Gemeinschaften von Entscheidungsprozessen auszuschließen und Umweltschäden zu begünstigen.“
Zeit: Die hässliche Seite des Kupfers (03.06.25)
„Grüner Strom braucht Sonne, Wind – und sehr viel Kupfer. Doch der Abbau verursacht extrem giftigen Müll. Eine Recherche über drei Kontinente, von der Mine bis zum Windrad. (…) La Torta, die Torte, so nennen sie hier den großen Berg unweit der Mine, der eine Fläche bedeckt, die fast so groß ist wie Manhattan. Er sieht nicht viel anders aus als andere Berge, in Wahrheit aber ist er ein Müllhaufen. Die Torte ist die Abraumhalde der Raffinerie, hier wird all das hingeschafft, was in den Flotationsbecken auf den Boden sinkt. Das, wofür niemand Verwendung hat. Der Rest. Dummerweise enthält das Gestein aus der Mine auch Arsen, ein giftiges, krebserregendes Halbmetall. Es enthält sogar sehr viel mehr Arsen, als es Kupfer enthält.“
Tagesspiegel Background: Rohstoffe für Batterien – Warum europäische Industrien auf Myanmar angewiesen sind (25.04.25)
„Das Bürgerkriegsland, das sich seit einem Militärputsch 2021 in einer Dauerkrise befindet, ist insbesondere beim Abbau der sogenannten Schweren Seltenen Erden Dysprosium und Terbium Weltmarktführer. (…) Der Bergbau wurde jahrelang von Milizen, die mit der Militärjunta verbündet sind, kontrolliert. Die Einnahmen flossen damit auch in die Kriegsmaschinerie und die Unterdrückung der Bevölkerung, die erbittert für Demokratie kämpft. (…) Inzwischen haben sich die Machtverhältnisse verschoben: Ende 2024 gelang es der ethnischen Widerstandsarmee „Kachin Independence Organization/Army“ (KIO/A) die Minen zu erobern. Sie kontrolliert nun den Abbau und Handel mit China. Die lokale Bevölkerung hofft seitdem auf bessere Arbeitsbedingungen und stärkeren Umweltschutz. Inzwischen erhebt die KIO/A neue Ausfuhrsteuern auf die Mineralien – ein Signal wachsender regionalstaatlicher Ambitionen inmitten anhaltender Instabilität.“
Zeit: Machtpolitik bis auf den Meeresgrund (23.08.25)
„Im Pazifik, zwischen Hawaii und Mexiko, liegt – noch unangetastet – in 4.000 bis 6.000 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund eine der größten bekannten Rohstofflagerstätten der Erde: schier unendliche Mengen an Manganknollen. Die kartoffelförmigen, meist etwa faustgroßen blauschwarzen Gebilde sind reich an Kobalt, Nickel, Kupfer und Mangan. Experten schätzen das Vorkommen auf mehr als 20 Milliarden Tonnen– genug für Hunderte Millionen Elektroauto-Batterien. (…) Im April 2025 gibt Trump per Dekret grünes Licht für US-Unternehmen, die künftig Manganknollen in internationalen Gewässern abbauen wollen. Er will damit den Machthabern in Peking zuvorkommen, die sich bereits mehrere Erkundungslizenzen von der Internationalen Meeresbodenbehörde gesichert haben.“
Metalle in der Kreislaufwirtschaft
Solarify: Kreislaufwirtschaft in Gefahr? Umweltministerium strukturiert um (03.09.2025)
„Die geplante Auflösung der Abteilung „Transformation, Digitalisierung, Circular Economy, Klimaanpassung“ im Bundesumweltministerium sorgt in der Branche für Irritation. Laut Bundesumweltministerium handelt es sich bei der Neuorganisation um eine interne Strukturmaßnahme. Die Zuständigkeiten würden demnach neu zugeordnet, ohne dass das Thema Kreislaufwirtschaft an politischer Bedeutung verliere. Die Kritik fällt jedoch deutlich aus: „Damit wir unsere Wettbewerbsfähigkeit, Rohstoffsicherheit und Klimaziele sichern können, braucht die Kreislaufwirtschaft politischen Rückenwind – nicht ihre Auflösung in einem Ministeriums-Organigramm“, erklärte BDE-Präsidentin Anja Siegesmund. Der Verband sieht die Gefahr, dass ein zentrales Politikfeld – die zirkuläre Nutzung von Rohstoffen – zwischen Ressortgrenzen und Umstrukturierungen zerrieben wird.“
Recycling Portal: „Risikoabsicherung des Rohstofffonds darf auf keinen Fall versiegen“ (28.08.25)
„Der BDE schlägt Alarm: Die Risikoabsicherung des KfW‑Rohstofffonds sinkt drastisch – von 272,9 Millionen Euro (2024) auf 98,7 Millionen Euro (2025), ein Rückgang um 63,85 Prozent. Sollte sich dieser Trend im Haushalt 2026 fortsetzen, werde ein zentrales Instrument zur Sicherung von Rohstoffresilienz und Kreislaufwirtschaft nachhaltig geschwächt. […] Industrie und Wissenschaft mahnen Entschlossenheit ein: Der Fonds sei „zu langsam“ und müsse sich der neuen geopolitischen Realität stellen.“
EUWID: Neues Zentrum für Kreislaufwirtschaft mit Fokus auf Kunststoffen und Metallen (20.05.25)
„Das „CZS Center für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz mittels Additiver Fertigungstechnologien“ (KRAFt) wurde letzte Woche am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier offiziell eröffnet […] Insgesamt arbeiten zehn interdisziplinäre Arbeitsgruppen an den beiden Forschungsschwerpunkten „Kreislaufwirtschaft Kunststoff“ und „Kreislaufwirtschaft Metall“. Sie entwickeln unter anderem neue Materialkreisläufe, analysieren Stoff- und Energiedaten und optimieren die Nutzung von Sekundärmaterialien. Ziel ist es, sowohl ökologische als auch ökonomische Potenziale der Kreislaufführung in der Produktion besser zu nutzen.“
Spiegel: Kampf um Rohstoffe: Recycling-Zwang soll massive Ressourcenverschwendung im Autobau beenden (17.06.25)
„Eigentlich gibt es bereits ein EU-Gesetz, wonach der Hersteller in manchen Fällen etwa die Demontage eines nicht mehr fahrtüchtigen Autos übernehmen müsste. In der Vergangenheit hatten sich jedoch zahlreiche Autobauer nicht an diese Regelung gehalten und untereinander abgesprochen, den Demontagebetrieben nichts zu zahlen. Im April hatte die EU-Kommission deshalb eine Kartellstrafe gegen 15 Hersteller verhängt.“
Recycling Magazin: Kommission führt Überwachung der Ein- und Ausfuhr von Metallschrott ein (29.07.25)
„Die Kommission hat am 19. März den Aktionsplan für Stahl und Metall (SMAP) angenommen, um die erheblichen Herausforderungen anzugehen, die sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Metallindustrie in der EU auswirken. Eine wichtige Säule dieses Plans ist die Förderung der Metallzirkulation, die nicht nur die Dekarbonisierung der Metallindustrie unterstützt, sondern auch dem Vorschlag der Kommission entspricht, bis 2040 eine Verringerung der Nettotreibhausgasemissionen um 90 % gegenüber 1990 zu erreichen. Die EU verzeichnet einen Rückgang der Verfügbarkeit von Metallschrott für das Recycling, auch aufgrund von „Schrottleckagen“ in Drittländer. Die Einführung eines Zollsatzes von 50 % durch die Vereinigten Staaten für eine breite Palette von Stahl- und Aluminiumerzeugnissen (ohne Schrott) könnte dieses Problem weiter verschärfen, da steigende globale Preise für Primärmaterialien den Anreiz erhöhen, Schrott ins Ausland zu exportieren.“
Open Knowledge Foundation: Recht auf Reperatur – Das EnVKG darf die Zivilgesellschaft nicht benachteiligen (25.09.25)
„Das Gesetz [Anm: Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz] soll einerseits EU-Recht national umsetzen und will andererseits zivilgesellschaftlichen Reparateuren Zugang zu reparaturrelevanten Informationen und Ersatzteilen verschaffen. Damit würde ein entscheidender Schritt getan werden, um die Vielfalt an Reparaturakteuren – von wirtschaftlich tätigen Betrieben bis hin zu ehrenamtlich getragenen Initiativen – gleichberechtigt einzubeziehen und ihre Rolle im Reparaturökosystem zu stärken. Das ist längst überfällig, denn der Erhalt von Produkten ist eine riesige Aufgabe, die nicht ohne eine kompetente Zivilgesellschaft zu leisten ist. Doch der aktuelle Entwurf wird dieses Ziel verfehlen, wenn nicht nachgebessert wird. Aktuell stell der Entwurf das klassische Handwerk über Reparaturinitiativen, wie Repair Cafés und benachteiligt diese bei der Erlangung von Ersatzteilen und technischen Informationen.“
Zivilgesellschaftlicher Protest weltweit
Spiegel: Proteste gegen Lithiumabbau – Der ungeliebte Schatz des Erzgebirges (06.06.25)
„Im April hat der Ortschaftsrat von Liebenau eine Einwohnerbefragung zum Abbau gestartet. Von 323 Wahlberechtigten machten 268 mit. 263 wollten absolut keinen Bebauungsplan für das Lithiumprojekt. Ganze fünf Liebenauer stimmten dafür. Die Bürgerinitiative Liebenau trommelt gegen den Investor. »Wir wollen uns nicht beugen, wenn Wiesen, Wälder und Quellen für private Gewinne verhökert werden«, heißt es in einem Rundschreiben. Und: »Die windigen Versprechungen von einigen Arbeitsplätzen und kommunalen Investitionen haben sich noch nie bestätigt.«.“
Tagesschau: Proteste in Brasilien Der Kampf der Frauen gegen das “Gesetz der Zerstörung“ (08.08.25)
„Sie erheben ihre Stimmen, rufen zum Widerstand auf. Hunderte indigene Frauen ziehen durch Brasiliens Hauptstadt Brasilia. In traditioneller Körperbemalung und Federschmuck, vor allem aber mit einer klaren Botschaft: Stoppt das “Gesetz der Zerstörung”. […] Genehmigungsverfahren sollen radikal vereinfacht und damit auch beschleunigt werden. De facto bedeutet das aber, dass etwa 90 Prozent zukünftiger Bergbau-, Agrar- und Energieprojekte nicht mehr die aufwändige Umwelt-Verträglichkeitsprüfung bei Behörden durchlaufen müssen, sondern ein Onlineformular ausgefüllt werden muss.“
taz: Neues Bergbaugesetz in der Türkei – Wo Landraub zum Gesetz wird (23.07.25)
„Umweltverbände, linke Parteien und Bauernverbände hatten in den letzten zwei Wochen vor dem Parlament in Ankara eine Dauermahnwache errichtet. Alle Oppositionsparteien von links bis rechts versuchten, das Gesetz zu verhindern. Doch am Ende wurde es in einer Nachtsitzung durchgepeitscht. Mit 255 gegen 199 Stimmen setzte die Regierung sich durch, um mit ihrem „Landplünderung-Gesetz“, wie Deniz Gümüsel es nennt, die klammen Kassen von Präsiden tRecep Tayyip Erdogan aufzufüllen. Besonders umstritten bei dem Gesetz ist die Aufhebung des Schutzes von Olivenhainen. Olivenbäume sind in der Türkei ein Kulturgut, das seit 1938 besonders gesetzlich geschützt ist. Olivenhaine durften bislang weder gefällt noch für Bergbauaktivitäten enteignet werden.“
Amnesty Journal: Umweltproteste in Georgien – Gegen die Zerstörung (11.05.25)
„Ein umweltpolitischer Impulsgeber war bisher die Europäische Union. Staatliche Regeln, wie die zu Luftverschmutzung und Wasserqualität, zielten auf den bis vor Kurzem für 2030 anvisierten EU-Beitritt ab. Die EU wollte ihrerseits künftig Wasser-, Wind- und Solarstrom aus Georgien beziehen und plante dafür ein Unterseekabel im Schwarzen Meer. Die georgische Regierung hatte angekündigt, die Energieproduktion bis 2030 zu verdoppeln. Nun aber distanziert sie sich von der EU und orientiert sich in Richtung Moskau und Peking. Naturschutz und Graswurzelbewegungen geraten damit ins Abseits.“
Neues Deutschland: IAA-Proteste – Den Gedanken an eine andere Politik wachhalten (14.09.25)
„Nicht mal von einer Antriebswende kann die Rede sein, denn die Autoindustrie ist sich einig, dass sie auch über das 2035 geplante Verbrenner-Aus hinaus Verbrenner produzieren will. In der Politik stößt diese Haltung sogar auf Unterstützung. […] Das Bewusstsein dafür, dass der automobile Kapitalismus schlecht ist, war schon mal größer. Als die IAA 2019 zum letzten Mal in Frankfurt am Main gastierte, protestierten Zehntausende gegen die Autoshow und versuchten, die Eingänge zu blockieren. Auch am neuen Standort München fielen die Proteste in der Vergangenheit größer aus.“
Amerika21: Chile – Gericht schließt Kupfermine wegen Umweltschäden
„Das Erste Umweltgericht von Chile hat die endgültige Schließung der Alcaparrosa-Mine in der Gemeinde Tierra Amarilla in der Atacamawüste angeordnet. Das Bergbauunternehmen Ojos del Salado, eine Tochtergesellschaft des kanadischen Unternehmens Lundin Mining, muss außerdem für den Rückbau des unterirdischen Bergwerks, das Auffüllen des 60 Meter tiefen Senklochs und die Wiederherstellung der natürlichen Wasserläufe sorgen. (…) Der Rat für Staatsverteidigung (CDE) reichte Klage ein, der jetzt vom Umweltgericht stattgegeben wurde. Der CDE ist eine unabhängige Institution, die direkt dem Präsidenten untersteht und über die keine andere Instanz des Rechtsstaates Weisungsbefugnis hat. Es wacht über die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen und verteidigt die Interessen des chilenischen Staates.“
Rettet den Regenwald: Nickelminen auf Raja Ampat geschlossen (10.06.25)
Update September 2025: „Seit dem 3. September 2025 hat das staatliche Nickelunternehmen PT Gag Nikel seinen Betrieb auf den Raja-Ampat-Inseln [Anm. Indonesien] wieder aufgenommen. Anfang Juni hatte PT Gag Nikel die Arbeiten nach massiven Protesten auf Raja Ampat und in Jakarta vorläufig einstellen müssen. Die Firma bekam jetzt sogar das „proper“-Zertifikat, mit dem die Regierung PT Gag Nikel ein vorbildliches Umweltprogramm bescheinigt. Das Gesetz zum Schutz der kleinen Inseln und Küstenökosysteme wird weiterhin ignoriert. Der Umweltminister behauptet gar, das Gesetz verbiete Tagebau gar nicht.“
Publikationen
DEUTSCHSPRACHIGE NEUERSCHEINUNGEN
GIZ: Begehrte Rohstoffe, faire Förderung (2024)
BUND: Hintergrund – Heimischer Bergbau (16.06.25)
BDI – Weltraumbergbau – Zukunftschance für die Rohstoffversorgung (18.09.25)
ECCHR, BfdW, Misereor – Zwei Jahre Lieferkettengesetz: Ein Erfahrungsbericht (2025)
SWR: Das Rohstoff-Dilemma – Mit Bergbau aus der Klimakrise? (2024)
ENGLISCHSPRACHIGE NEUERSCHEINUNGEN
Business& Human Rights Resource Centre – Transition Minerals Tracker: 2025 Global Analysis
Germanwatch – Towards a Balanced Omnibus Proposal (26.09.25)
Earth Insight – Red Alert: Nickel Mining Threats to Raja Ampat (2025)