Alle sind sich einig! Es braucht Ressourcenschutzziele!

Gastautor: Benedikt Jacobs vom BUND/ Fotos: Lisa Steinwandel

Auf dem Alternativen Rohstoffgipfel der Zivilgesellschaft haben am 18.10.22 Vertreter*innen aus Wirtschaft, Gewerkschaft, Forschung und Zivilgesellschaft Ziele zur Reduktion des Primärrohstoffverbrauchs gefordert. Der Gipfel wurde organisiert von den Mitgliedern des NGO-Netzwerks Arbeitskreis Rohstoffe, dem auch der BUND angehört. Die bisherige Rohstoffpolitik Deutschlands geht auf Kosten von Mensch und Umwelt weltweit, verstetigt den global ungerechten Rohstoffhandel und schafft es nicht, den viel zu hohen Primärrohstoffbedarf auf ein zukunftsfähiges Niveau zu reduzieren. Es braucht neue Strategien und einen Paradigmenwechsel, der eine zukunftsfähige und global gerechte Rohstoffpolitik im Sinne einer Rohstoffwende einleitet und umsetzt.

Bisherige Politik gescheitert

Bei der Veranstaltung in Berlin haben auf insgesamt drei Podien Menschen aus Zivilgesellschaft, Politik, Gewerkschaft, Industrie und Forschung über eine zukunftsfähige Rohstoffpolitik diskutiert. Aktivist*innen aus Afrika und Südamerika berichteten über die teilweise verheerenden Folgen von Bergbauprojekten. Insbesondere bei metallischen Rohstoffen ist Deutschland zu 99 % von Importen abhängig und der verschwenderische Umgang mit diesen Rohstoffen im globalen Norden führt zu Menschenrechtsverletzungen, Tod und Umweltzerstörungen im globalen Süden. Die Vertreter*innen der Zivilgesellschaft zogen ein nüchternes Fazit. Der Blick zurück offenbart: Der Ausbau einer Kreislaufwirtschaft im Sinne der Circular Economy wurde völlig verpasst. Außerdem sind notwendige Maßnahmen für effektiven Menschenrechts- und Umweltschutz im Bergbausektor nicht getroffen worden. Kinderrechtsverletzungen, Verdrängung indigener Bevölkerungsgruppen und Umweltkatastrophen werden weiterhin für unseren enormen Rohstoffbedarf in Kauf genommen, und das ohne die oft als Argument daher genommene Versorgungssicherheit zu erhöhen. Wir sind durch die Verzögerungen von Reformen mehr denn je abhängig von autoritären Staaten.

Was zu tun ist

Auf dem zweiten Panel waren sich die Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Forschung und Industrie einig: Es braucht Ressourcenschutzziele in Form einer Obergrenze des Ressourcenverbrauchs. Benedikt Jacobs vom BUND betonte, dass diese Ressourcenschutzziele aggregiert über alle Stoffströme gelten müssten, damit es nicht nur zu einer Verschiebung der negativen Auswirkungen kommt und verwies auf die Forderungen des Netzwerk Ressourcenwende. Klaus Mertens von ZF Friedrichshafen warf die Frage in den Raum, wann wir eigentlich aufgehört haben von Bodenschätzen zu sprechen, die es zu schützen gilt.

Auf dem hochrangig besetzten Abschlusspanel mit den Parlamentarischen Staatssekretärinnen Franziska Brantner und Dr. Bettina Hoffmann ging es um die zukünftige deutsche Rohstoffpolitik und die Frage, was aus dem Koalitionsvertrag folgt, der sich die absolute Reduktion des Primärrohstoffbedarfs zum Ziel gesetzt hat. Dr. Bettina Hoffmann betonte, dass große Forschungsvorhaben zu sektorspezifischen Reduktionszielen geplant seien.

Die fünf wichtigsten Maßnahmen einer Rohstoffwendestrategie des Netzwerks Arbeitskreis Rohstoffe können Sie hier nachvollziehen. Weitere Informationen zum Thema Rohstoffe finden Sie auch unter Publikationen.

Das Netzwerks Arbeitskreis (AK) Rohstoffe ist ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Hierzu gehören Organisationen aus dem Bereich Umwelt, Menschenrechte, Entwicklungspolitik und globaler Solidarität, die sich mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen des metallischen Rohstoffabbaus weltweit auseinandersetzen.

Ein Mitschnitt des Rohstoffgipfels ist hier verfügbar.