Unter Extraktivismus versteht man eine auf den Export von natürlichen Ressourcen ausgerichtete Entwicklungsstrategie, die auf der Rohstoffausbeutung beziehungsweise der intensiven Nutzung von Agrarland basiert. In der Gesamtwirtschaft gewinnt dabei der Rohstoffabbau im Vergleich zur verarbeitenden Industrie an Bedeutung. Laut dem uruguayischen Intellektuellen Eduardo Gudynas versteht man im Vergleich zum Extraktivismus unter Neo-Extraktivismus die größere staatliche Kontrolle über die Einnahmen aus den extraktiven Industrien, die vermehrt für soziale Projekte verwendet werden. Durch die breitere Verteilung der Gelder werde das „Entwicklungsmodell“ stärker legitimiert, Kritik – zum Beispiel aufgrund von Menschenrechtsverletzungen, für deren Einhaltung in erster Linie die steuereinnehmenden Staaten verantwortlich sind, – allerdings marginalisiert. Nach Gudynas ergäben sich aus einer solchen Strategie jedoch nur kurzfristige Vorteile, und langfristig sei Extraktivismus wie Neo-Extraktivismus weder ökologisch noch sozial tragbar.